Immer krank im Urlaub? Tipps gegen „Leisure Sickness“ für Mitarbeiter und Führungskräfte
Heilpraktikerin & Gesundheitscoach für Stress und Burnout
Gesundheit heißt für mich, achtsam wahrzunehmen, was in uns passiert – und unsere Aufmerksamkeit dorthin zu lenken, um Heilung zu ermöglichen.
Wochenlang wird im Job durchgezogen, auf den Urlaub hingearbeitet – und dann das: Kaum steht die lang ersehnte Erholung vor der Tür, schlagen Erkältung, Migräne oder Erschöpfung zu. Ein Phänomen, das viele kennen, aber kaum jemand beim Namen nennt: Leisure Sickness.
Was steckt hinter dem Leisure-Sickness-Syndrom? Welche Rolle spielen Nervensystem und psychologische Muster – und was hilft dagegen?
Ich bin Erica Viitasalo, Heilpraktikerin und Gesundheitscoach für Stress- und Burnoutmanagement, und zeige Ihnen jetzt, welche Ursachen und Risikofaktoren Leisure Sickness begünstigen und wie Sie als Führungskraft gezielt vorbeugen können – inklusive kostenlosem Selbstcheck, wie anfällig Sie für die Freizeitkrankheit sind!
Was ist das Leisure-Sickness-Syndrom?
Warum werden Menschen besonders häufig dann krank, wenn sie frei haben? In vielen Fällen steckt ein Phänomen dahinter, das den Namen Leisure Sickness trägt.
Definition: Leisure Sickness
Auch wenn der Begriff Leisure Sickness zunächst exotisch klingt – die meisten sind damit bereit in Berührung gekommen:
Das Leisure-Sickness-Syndrom bezeichnet „das psychosomatische Phänomen, dass sich Menschen bevorzugt krank fühlen bzw. erkranken, wenn sie in eine Freizeitphase eintreten.“ (Antwerpes und Ostendorf).
Im Deutschen ist oft von „Freizeitkrankheit“ oder „Wochenendkrankheit“ die Rede. Erstmals beschrieben wurde das Syndrom bereits 2001 von den niederländischen Psychologen Ad Vingerhoets und Maaike van Huijgevoort.
Symptome des Leisure-Sickness-Syndroms
Da Leisure Sickness keine anerkannte Krankheit, sondern nur ein psychologisches Phänomen ist, können die Symptome von Person zu Person stark variieren. Doch wie äußert sich das Leisure-Sickness-Syndrom grundsätzlich?
Eine Studie der IU Internationale Hochschule ermittelte die folgenden Faktoren als typische Symptome für Leisure Sickness:
Müdigkeit/ Erschöpfung
Schlafprobleme – Einschlaf- und Durchschlafprobleme
Reizbarkeit
Kopfschmerzen/ Migräne
Erkältungssymptome
Magen-Darm-Beschwerden
Diese Symptome treten typischerweise am Wochenende oder im Urlaub auf und halten meist wenige Stunden bis maximal zwei Tage an.
Wie verbreitet ist Leisure Sickness?
Die meisten Berufstätige kennen das Phänomen Leisure Sickness aus eigener Erfahrung – auch wenn sie es vielleicht nicht beim Namen nennen könnten: Laut aktuellen Studienergebnissen haben 7 von 10 deutschen Arbeitnehmern Leisure Sickness schon einmal erlebt. Besonders alarmierend: Fast 20 % fühlen sich im Urlaub sogar häufig oder immer krank.
Haben Sie das auch schon erlebt? Wenn Sie herausfinden möchten, ob Sie selbst typische Leisure-Sickness-Muster zeigen, hilft Ihnen unser kostenloser Selbstcheck!
Ursachen für Leisure Sickness
Die Ursachen für Leisure Sickness liegen vor allem in zwei Bereichen: akutem Stress und hoher Arbeitsbelastung – aber auch in tiefer liegenden, psychologischen Mustern, die bis in die Kindheit zurückreichen.
Psychologischen Hintergründe und kindliche Prägungen
Wie so oft im Leben spielen auch bei Leisure Sickness unsere frühen Prägungen eine zentrale Rolle. Wer schon als Kind gelernt hat, dass Leistung mit Anerkennung verknüpft ist, hat es später oft schwer, wirklich abzuschalten. Hinter diesem Verhalten steckt ein tiefer Glaubenssatz: „Ich bin nur wertvoll, wenn ich funktioniere.“ Die Folge? Ein ständiger Leistungsdruck. Selbst in Phasen, in denen eigentlich Erholung angesagt wäre. Der Körper kommt nie richtig zur Ruhe.
Auch Perfektionismus ist ein starker Treiber. Besonders perfektionistisch veranlagte Menschen übernehmen viel Verantwortung – im Job wie im Privaten. Für sie bedeutet Loslassen oft Kontrollverlust. Und so bleibt das Nervensystem im Alarmmodus.
Stress und hohe Arbeitsbelastung
Oft führt genau diese psychologische Prägung dazu, dass Menschen später im Berufsleben viel Verantwortung nehmen, einem hohen Workload nachgehen und sich in ihrer Freizeit schwer davon abgrenzen können. Prof. Dr. Stefanie André, Professorin für Gesundheitsmanagement und Expertin für Gesundheit am Arbeitsplatz, bringt es auf den Punkt:
„Insbesondere Personen mit hohem Arbeitspensum neigen dazu, Erholungspausen zu verkürzen oder gänzlich ausfallen zu lassen, was zu Erschöpfung, Konzentrationsproblemen und einem geschwächten Immunsystem führen kann.“
6 Belastungsfaktoren im Arbeitsalltag
Es gibt einige konkrete Belastungsfaktoren im Arbeitsalltag, die Stress begünstigen und zu Leisure Sickness führen können. Je mehr von diesen an der Tagesordnung sind, desto größer die Gefahr, im Urlaub oder am Wochenende krank zu werden.
Laut der bereits genannten Studie sind die Belastungsfaktoren:
Hoher Arbeitsdruck
Mangelnde Unterstützung von Vorgesetzten oder Kollegen
Unklare Aufgabenverteilung
Ungünstige Work-Life-Balance
Keine Urlaubsvertretung
Lange Arbeitstage
Diese Faktoren sollten für Mitarbeiter auf keinen Fall zum Dauerzustand werden. Doch genau das Gegenteil ist der Fall: Denn laut der Studie fühlen sich knapp 10 % der Beschäftigten durch hohen Arbeitsdruck überfordert. 7 von 10 machen regelmäßig Überstunden – bis zu fünf pro Woche.
Das passiert bei Leisure Sickness im Körper
Ich habe Ihnen bereits erklärt, woher Leisure Sickness auf psychologischer Ebene kommt. Aber wie reagiert der Körper, wenn Stress nachlässt?
Sympathikus in Dauerschleife
Ein möglicher Auslöser von Leisure Sickness liegt auf körperlicher Ebene im autonomen Nervensystem: In Phasen hoher Belastung übernimmt der Sympathikus das Kommando – er hält uns wach, leistungsfähig und angespannt. Genau das brauchen wir in stressigen Phasen, um durchzuhalten. Der Parasympathikus, der Gegenspieler des Sympathikus, ist für Regeneration und Entspannung zuständig, und bleibt in diesen hohen Belastungsphasen auf Stand-by.
Hält dieser Zustand aus aktivem Sympathikus und inaktivem Parasympathikus jedoch über längere Zeit an, dann gerät das System aus dem Gleichgewicht. Der Körper „verlernt“ regelrecht, in den Ruhemodus zu schalten. Und wenn die lang ersehnte Entlastung im Urlaub dann endlich kommt, stürzt das System komplett ab: Statt Erholung folgen Erschöpfung, Kopfschmerzen, Übelkeit.
Cortisolabfall und Immunreaktion
Das Immunsystem spielt auch eine zentrale Rolle. Unter Dauerstress ist der Cortisolspiegel erhöht. Das hält uns leistungsfähig, schwächt aber gleichzeitig das Immunsystem. Wenn der Stress plötzlich nachlässt, sinkt auch der Cortisolspiegel ab. Genau dann reagiert das Immunsystem. Viren oder Bakterien, die der Körper zuvor unterdrückt hat, können ausbrechen. Die Folge: Erkältung, Magenprobleme oder Migräne – und zwar genau dann, wenn eigentlich Erholung angesagt ist.
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Krank nach Stressabfall: Diese Mitarbeiter sind besonders gefährdet
Für Führungskräfte ist es entscheidend zu wissen, welche Mitarbeitertypen besonders anfällig für Leisure Sickness sind. Denn wenn Teammitglieder im Urlaub oder am Wochenende krank werden und nicht richtig abschalten können, dann sind sie auch nach der freien Zeit nicht voll leistungsfähig. Leisure Sickness ist damit kein individuelles Problem, sondern wirkt direkt in die Arbeitswelt hinein.
Studien zeigen: Das Risiko für Leisure Sickness entsteht durch ein Zusammenspiel aus drei Komponenten – Arbeitsbelastung, Persönlichkeitsmerkmale und Alter.
1. Hohe Arbeitsbelastung als Grundproblem
Menschen, die über lange Zeit unter hoher Belastung stehen, Überstunden machen oder sich schlecht abgrenzen können, geraten häufiger in einen Dauerstress-Modus. Dieser Zustand ist die Grundlage dafür, dass Leisure Sickness entsteht.
2. Persönlichkeitsmerkmale, die das Risiko verstärken
Einer niederländischen Studie von Ad Vingerhoets, Maaike van Huijgevoort und Guus L. van Heck zufolge erhöhen bestimmte Persönlichkeitsmerkmale zusätzlich die Wahrscheinlichkeit für Leisure Sickness. Dazu zählen:
Schwierigkeiten, sich auf arbeitsfreie Zeiten einzustellen
Hohes Leistungsbedürfnis
Hohes Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Arbeit
Diese Merkmale sorgen dafür, dass Betroffene länger „durchhalten“, weniger Pausen machen und schwerer abschalten.
3. Das Alter der Mitarbeiter
Zusätzlich zeigte die bereits erwähnte Studie der IU Internationale Hochschule, dass jüngere Mitarbeiter, vor allem aus der Generation Z, häufiger Verantwortung übernehmen und für ihren Arbeitgeber ständig erreichbar sein möchten. Das allein macht sie noch nicht krank – aber kombiniert mit hoher Arbeitsbelastung und den oben genannten Persönlichkeitsmerkmalen steigt ihr Leisure-Sickness-Risiko deutlich stärker an.
„Die Ergebnisse [der Untersuchung] zeigen ein ausgeprägtes Pflichtbewusstsein bei den bis 25-Jährigen und widerlegen damit das gängige Klischee der ‚faulen Generation Z‘. Statt Arbeitsvermeidung stehen für viele junge Arbeitnehmer:innen Erreichbarkeit und Verantwortung im Fokus – auch über die regulären Arbeitszeiten hinaus.“ (Prof. Dr. Stefanie André, Professorin für Gesundheitsmanagement und Expertin für Gesundheit am Arbeitsplatz)
Kurz gesagt: Am stärksten gefährdet sind Mitarbeiter, die viel arbeiten, sich über Leistung definieren und schwer abschalten können. Dieses Profil sollte bei Führungskräften die Alarmglocken klingeln lassen – erst recht, wenn die Mitarbeiter noch jung sind.
Selbstcheck: Wie anfällig bin ich für Leisure Sickness?
Erkennen Sie sich in den genannten Eigenschaften wieder? Finden Sie durch unseren kurzen Selbstcheck heraus, wie hoch Ihr Leisure-Sickness-Risiko ist!
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- Für Mitarbeiter und Führungskräfte
Leisure Sickness vorbeugen: Tipps für Alltag und Arbeit
Führungskräfte und HR-Verantwortliche sollten das Leisure-Sickness-Syndrom nicht auf die leichte Schulter nehmen. Sie tragen Verantwortung dafür, ihre Mitarbeiter im Blick zu behalten – und mögliche Warnsignale frühzeitig zu erkennen.
3 Rituale für mehr Erholung Zuhause
Ein entspannter Alltag ist die beste Grundlage dafür, dass Leisure Sickness gar nicht erst entsteht. Die folgenden Routinen lassen sich einfach integrieren:
Guter Schlaf ist unheimlich wichtig für unsere Gesundheit und Erholung. Viele Menschen unterschätzen, wie stark äußere Faktoren den Schlaf beeinflussen. Diese vier Punkte helfen dabei, eine stabile und gesunde Schlafroutine aufzubauen:
Schlafenszeit: Immer zur gleichen Zeit ins Bett gehen.
Koffein: Kein Koffein am Nachmittag! Denn: Koffein steigert den Cortisolspiegel und das kann Stressreaktionen im Körper hervorrufen.
Abendessen: Abends leicht und nicht zu spät essen.
Blaulicht: 1–2 Stunden vor dem Schlafen (genauso wie morgens nach dem Aufwachen) Blaulicht von Smartphone oder Laptop vermeiden.
Das bedeutet:
Regelmäßige und ausgewogene Mahlzeiten.
Langsam essen und gut kauen.
Atemtechniken, Meditation oder Yoga helfen dem Körper bei regelmäßiger Anwendung herunterzufahren und zu entspannen.
Tipp: Als Führungskraft können Sie Ihre Mitarbeiter auf das Leisure-Sickness-Problem aufmerksam machen und Ihnen unverbindliche Tipps wie diese Routinen mitgeben, um ihre Erholung im Alltag zu fördern!
4 Tipps für mehr Gelassenheit bei der Arbeit
Die Studie der IU Internationale Hochschule zeigt, wie man Leisure Sickness im Arbeitsalltag vorbeugen kann:
Klare Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit ziehen
Arbeitszeiten und Pausen tracken
Aktive Erholungspausen einplanen
Urlaube vorbereiten – und nicht direkt am ersten Urlaubstag in den Flieger steigen!
Tipp: Wenn es darum geht, wie man im Alltag am besten entspannt, dann macht es der Mix aus aktiven und passiven Aktivitäten. Bewegung und Ruhe, Gesellschaft und Zeit für sich. Nur Isolation oder Dauerbespaßung überfordern und führen nicht zur gewünschten Entspannung – die Kombination aus beidem funktioniert am besten.
Für Führungskräfte: So verhindern Sie Leisure Sickness
Führungskräfte haben nicht nur die Verantwortung, sondern auch den Hebel, die Erholungskultur im Unternehmen zu verbessern. Und das beginnt bei ihnen selbst: Wer Pausen, Erreichbarkeit und Urlaub ernst nimmt, sendet ein klares Signal an sein Team. Als Vorbild leben Sie vor, was Sie von anderen erwarten – auch im Umgang mit Leisure Sickness.
Darüber hinaus können Sie Rahmenbedingungen schaffen, die es Ihren Mitarbeitern erleichtern, gesunde Routinen zu entwickeln:
Klare Urlaubsregelungen mit festen Vertretungsplänen.
Regelmäßige Check-ins zur Arbeitsbelastung und zum mentalen Wohlbefinden.
Benefits, die Gesundheit und Erholung fördern. Wirksame Beispiele können sein:
Essenszuschüsse und gesunde Mahlzeiten im Büro: Entlastet im Alltag, spart Zeit und unterstützt eine ausgewogene Ernährung.
Betriebliche Krankenversicherung (bKV): Deckt nicht nur zusätzliche Gesundheitsleistungen ab, sondern signalisiert auch: „Deine Gesundheit ist uns wichtig.“ Weitere Infos zur bKV finden Sie hier.
Zugang zu mentaler Gesundheitsbegleitung, z. B. Coachings, Online-Therapieangebote oder Stressmanagement-Kurse.
Das Wichtigste in Kürze
Das Leisure-Sickness-Syndrom zeigt: Viele Menschen haben verlernt, richtig abzuschalten.
Wer dauerhaft im Stressmodus lebt, kommt selbst in der Freizeit kaum zur Ruhe. Oft mit körperlichen Symptomen als Folge.
Besonders gefährdet sind Mitarbeiter mit hohem Verantwortungsgefühl, starkem Leistungsanspruch oder fehlender Abgrenzung zwischen Arbeit und Privatleben, ebenso wie junge Beschäftigte.
Möchten Sie wissen, wie hoch Ihr persönliches Leisure-Sickness-Risiko ist? Dann nutzen Sie unseren kostenlosen Selbstcheck!
Führungskräfte können entscheidend dazu beitragen, eine gesunde Erholungskultur zu fördern – durch Vorbildverhalten, klare Regeln und Benefits, die echte Regeneration ermöglichen.