Winterblues: So bringen Führungskräfte ihre Teams durch die kalte Jahreszeit
Dunkel, kalt und grau schlägt der Winter vielen Menschen aufs Gemüt. Und wenn die Energie sinkt, dann wirkt sich das schnell auch im Job aus: Mitarbeiter sind müder, unkonzentrierter, häufiger krank und weniger motiviert. Für Führungskräfte bedeutet das: Aktiv gegensteuern – denn Winterblues kann für Unternehmen teuer werden.
In diesem Artikel erfahren Sie alles, was Sie über Winterblues wissen müssen, mit 6 einfachen Maßnahmen, um die schlechte Stimmung zu bremsen und die Produktivität hochzuhalten!
Was ist Winterblues?
Der Winterblues (oder auch Herbstblues) tritt in der kälteren Jahreszeit auf, wenn es draußen dunkler und die Tage kürzer werden. Häufig fühlen sich Menschen dann müde, antriebslos und schlecht gelaunt. Doch was ist der Winterblues genau? Und worin liegt der Unterschied zur echten Winterdepression?
Definition: Winterblues und Winterdepression
Mit dem Winterblues wird eine abgeschwächte Form der echten Winterdepression bezeichnet. Es handelt sich um eine saisonale Form einer Depression im Herbst oder Winter, die aber nicht alle diagnostischen Kriterien erfüllt. In der Fachsprache wird der Winterblues „Subsyndromale Seasonal Affective Disorder“ (s-SAD) genannt.
Die echte klinische Winterdepression nennt sich „Seasonal Affective Disorder“ (SAD). Von dieser spricht man, wenn die Symptome das Ausmaß einer Krankheit annehmen.
Doch wann wird aus dem normalen Winterblues eine echte Winterdepression? Das wird vor allem durch die Dauer deutlich:
„Beim Winterblues schwankt die Stimmung tageweise, es gibt auch Zeiten ohne Stimmungstief. Wenn die verschiedenen Symptome aber über zwei Wochen am Stück anhalten, kann es sich um eine saisonal bedingte Depression, eine SAD, handeln.“
(Prof. Dr. Dr. Matthias J. Müller, Ärztlicher Direktor der Oberberg Gruppe)
Mehr als jeder Zweite hat den Winterblues
Das Phänomen des Winterblues ist keine Seltenheit. So ist die Mehrheit der Deutschen betroffen: 6 von 10 erleben mindestens manchmal den Winterblues, so eine Umfrage. Von der echten Winterdepression (SAD) sind schätzungsweise 800.000 Menschen in Deutschland betroffen, also ca. 1 % der Bevölkerung.
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Wodurch entsteht Winterblues?
Die wissenschaftlichen Ursachen für Winterblues sind noch nicht abschließend geklärt, doch Experten sind sich einig: Auslöser Nummer eins ist der Lichtmangel in den dunklen Monaten. Weniger Sonnenlicht bedeutet weniger Aktivierung des Hormonhaushalts – was sich direkt auf Stimmung und Antrieb auswirkt.
„Durch den zunehmenden Lichtmangel im Herbst und Winter wird das Schlafhormon Melatonin nicht nur nachts, sondern auch tagsüber vermehrt ausgeschüttet. Dadurch reagiert der Mensch mit Abgeschlagenheit und vermehrter Müdigkeit. Gleichzeitig wird auch weniger Serotonin ausgeschüttet. Letzteres kann unter anderem dazu führen, dass die Stimmung nicht mehr ausgeglichen ist.“
(Prof. Dr. Maria Strauß, Universitätsmedizin Leipzig)
So teuer ist Winterblues für Unternehmen
Winterblues scheint auf den ersten Blick ein rein privates Problem zu sein. Doch er kann für Unternehmen sehr teuer werden. Denn: Sinken das Energielevel und die Stimmung, dann fällt auch die Produktivität ab. Jahr für Jahr verzeichnen Unternehmen deutliche Produktivitätsverluste und steigende Fehlzeiten durch Winterblues:
Der Winter ist die unproduktivste Jahreszeit. Laut Forbes werden in den kalten Monaten rund 16 % weniger Aufgaben erledigt als beispielsweise im Frühling.
Mehr Krankmeldungen im Winter: Aktuelle Zahlen der AOK zeigen, dass sich die meisten Arbeitnehmer zwischen Oktober und März krankschreiben lassen.
Produktivitätsverluste durch psychische Belastungen: Laut INQA-Monitor verlieren Unternehmen pro Mitarbeiter jährlich 16–34 Arbeitstage durch gesundheitlich bedingte Produktivitätsverluste, u. a. getrieben von psychischen Faktoren wie Depressionen. Auch Boreout ist ein Begriff, den Führungskräfte diesbezüglich kennen sollten.
Schon ein einzelner Mitarbeiter mit Winterblues kann die Motivation im Team dämpfen und den Arbeitsfluss spürbar bremsen. Genau deshalb müssen Führungskräfte die Symptome erkennen und Winterblues vorbeugen.
Winterblues: Symptome und Anzeichen
Die Symptome des Winterblues und der Winterdepression sind im Grunde dieselben wie bei einer anderen Depressionsform – nur ist die Ausprägung unterschiedlich. Zu den Winterblues Symptomen gehören:
Körperliche Symptome | Psychische Symptome |
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|
Darauf sollten Führungskräfte achten
Viele dieser Symptome bekommen Führungskräfte im Arbeitsalltag nicht mit. Daher müssen sie auf subtilere Anzeichen im Verhalten achten: Mitarbeiter können müde, unkonzentriert oder zurückhaltender wirken als sonst. Fehler häufen sich, Aufgaben werden langsamer erledigt. Auch häufigere Krankmeldungen oder auch verlängerte Pausen können ein Indiz auf Winterblues sein.
Führungskräfte sollten deshalb aufmerksam bleiben, um rechtzeitig zu unterstützen. Ein offenes Gespräch, flexible Arbeitszeiten, Tageslichtlampen oder kleine Teamevents können helfen, Motivation und Energielevel wieder anzuheben. Wie Sie das am besten umsetzen, das zeigen wir Ihnen jetzt!
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6 Strategien gegen Winterblues für Führungskräfte
Damit der Herbst- und Winterblues nicht zur Dauerbelastung für Teams wird, können Führungskräfte mit gezielten Maßnahmen gegensteuern.
„Das beste Mittel, um einem „Winterblues“ vorzubeugen, ist Tageslicht. Empfehlenswert sind zum Beispiel tägliche Spaziergänge an der frischen Luft. Aber auch sportliche Aktivitäten, eine angemessene Balance zwischen Stress und Erholungsphasen und regelmäßige soziale Kontakte sind hilfreich.“
(Prof. Dr. Maria Strauß, Universitätsmedizin Leipzig)
Wie können Führungskräfte hier unterstützen? Wir haben 6 Tipps für Sie:
1. Flexibilität und Wohlfühlfaktor erhöhen
Um Winterblues vorzubeugen oder bereits bestehende negativen Auswirkungen zu reduzieren, ist Wohlbefinden ein entscheidender Faktor. Denn fühlen sich Mitarbeiter wohl, dann arbeiten sie automatisch konzentrierter und werden seltener krank. Im Winter können Führungskräfte mit einfachen Maßnahmen viel bewirken:
Flexibilität: Erweitern Sie die Homeoffice-Optionen in den dunklen Monaten, z. B. von zwei auf drei Tage pro Woche. Das spart Pendeln und es bleibt mehr Zeit für Erholung, Sport und schöne Freizeitaktivitäten, die im Winter umso wichtiger sind für die mentale Gesundheit.
Arbeitsumgebung: Tageslichtlampen, Pflanzen und frische Farben wirken nachweislich stimmungsaufhellend. Auch gesunde Snacks oder Teeangebote sorgen für Energie und gesteigertes Wohlbefinden.
Ergonomie: Eine gute Arbeitsausstattung beugt Verspannungen und Rückenschmerzen vor. Und wer körperlich fit bleibt, ist auch mental stabiler und motivierter.
2. Räume für Gespräche schaffen
Bieten Sie als Führungskraft aktiv Sprechstunden an. (Auch, wenn Sie der Meinung sind, dass Ihr Team doch weiß, dass es immer zu Ihnen kommen kann!) Kommunizieren Sie direkt, dass Sie Gesprächsmöglichkeiten schaffen, in denen auch über ein Motivationstief wie Winterblues gesprochen werden kann.
Noch besser: Ergänzen Sie das Angebot um die Möglichkeit für professionelle Coachings, gerade in den kalten Monaten.
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3. Licht und frische Luft tanken
Licht ist das effektivste Gegenmittel gegen den Winterblues. Natürliches Tageslicht hebt die Stimmung, steigert das Energielevel und verringert Müdigkeit. Auch ein bewölkter Winterhimmel bietet mehrere 1.000 Lux – und schon ab etwa 2.500 Lux reagiert der Körper messbar mit besserer Stimmung und mehr Energie.
So können Führungskräfte unterstützen:
Gemeinsame Spaziergänge: Kurze Walk-&-Talk-Meetings oder Mittagspausen an der frischen Luft. Auch remote lässt sich das wunderbar umsetzen!
Tageslicht: Schreibtische ans Fenster schieben und Jalousien öffnen, um so viel natürliches Licht zu bekommen wie möglich.
Lichtquellen: In dunklen Monaten können auch Tageslichtlampen den natürlichen Biorhythmus unterstützen.
4. Die Feste feiern, wie sie fallen
Der Winter bringt neben Dunkelheit und Kälte zum Glück auch einige schöne Festlichkeiten. Heben Sie die schönen Seiten der Jahreszeit hervor, um die Stimmung im Team zu heben und den Zusammenhalt zu stärken.
Anlässe können sein:
Kleine Halloween-Party im Büro
Gemeinsamer Herbstspaziergang
Besuch eines Weihnachtsmarkts
Adventsaktion im Team
5. Motivation durch Teamchallenges
Bewegung, Austausch und kleine Erfolgserlebnisse helfen, dem Wintertief entgegenzuwirken. Teamchallenges sind dafür perfekt. Einige Beispiele:
Cold-Morning-Kickstart: Jeder startet eine Woche lang mit 5–10 Minuten Bewegung (Walk, Yoga, Mini-Workout) in den Tag und postet ein kurzes Self-Check-In im Teamchat.
Schritte-Challenge: 30 Tage lang 10.000 Schritte pro Tag. Wer hält durch?
Wasser-Challenge: Zwei Liter täglich trinken. Im Winter oft gar nicht so leicht! Wirkt aber Wunder fürs Energielevel.
Tipp: Integrieren Sie einen Charity-Motivator. Für jede geschaffte Challenge im Team gehen z. B. 2 Euro bis Weihnachten in einen Spendentopf. Das motiviert und fördert zugleich den Teamgeist, weil auf ein gemeinsames Ziel hingearbeitet wird.
6. Ehrlichkeit beim Energielevel
Führen Sie ein „Energy-Signal“ im Teamchat ein. Jeder gibt freitags auf einer Skala von 1-10 an, wie er sich fühlt und wo seine Motivation steht. So fühlen sich die Mitarbeiter nicht so alleine mit schlechter Stimmung und Demotivation – und Sie als Führungskraft können frühzeitig anhaltende Stimmungstiefs erkennen.
Das Wichtigste in Kürze
Winterblues ist eine abgeschwächte Form der Winterdepression, die saisonal im Herbst oder Winter auftritt und mit den Symptomen einer Depression einhergeht, aber nicht alle diagnostischen Kriterien erfüllt.
Unternehmen spüren den Winterblues: Starke Produktivitätsverluste und eine höhere Zahl an Krankmeldungen führen nachweislich zu höheren Kosten.
Die Symptome reichen von Müdigkeit bis Konzentrationsstörungen. Führungskräfte sollten darauf achten, ob Mitarbeiter starke Verhaltensänderungen zeigen und frühzeitig aktiv werden.
Um Winterblues im Team zu verhindern können Führungskräfte auf viele Arten unterstützen: Mehr Flexibilität, Räume für Gespräche, Licht und frische Luft, Teamevents, Teamchallenges für mehr Motivation und Ehrlichkeit beim Energielevel gehören dazu.