Post Holiday Syndrom: Tipps für Führungskräfte gegen das Stimmungstief im Team
Der Urlaub ist vorbei, der erste Arbeitstag steht an – und statt Motivation macht sich ein Stimmungstief breit. Dieses Phänomen nennt sich „Post Holiday Syndrom“. Viele Mitarbeiter fühlen sich nach der Rückkehr müde, lustlos und überfordert. Das ist nicht nur für sie selbst belastend, sondern kann auch die Stimmung und Produktivität im Team negativ beeinflussen.
Führungskräfte sollten das im Blick haben und vorbereitet sein. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie das Post Holiday Syndrom erkennen und Ihren Mitarbeitern mit konkreten Maßnahmen den Wiedereinstieg erleichtern.
Was ist das „Post Holiday Syndrom“?
Kaum ist der Urlaub vorbei, fühlen sich viele Mitarbeiter statt erholt plötzlich müde, lustlos und überfordert. Dieses Phänomen trägt den Namen „Post Holiday Syndrom“.
„Post Holiday Syndrom“: Definition
Das sogenannte „Post Holiday Syndrom“ – auch bekannt als „After Holiday Syndrom“, „Urlaubsblues“ oder sogar „Urlaubsdepression“ – beschreibt ein temporäres Stimmungstief nach dem Urlaub. Wichtig ist: Es handelt sich nicht um eine Krankheit oder eine anerkannte Diagnose, aber um ein verbreitetes Wohlbefindens-Tief.
Die Diplom-Psychologin Yvonn Semek bringt es auf den Punkt:
„Beim Post-Holiday-Syndrom [...] handelt es sich nicht um eine anerkannte Krankheit oder Diagnose, sondern um ein vorübergehendes Stimmungstief beziehungsweise einen Erschöpfungszustand in den ersten Arbeitstagen nach dem Urlaub.“
Gerade weil so viele Arbeitnehmer davon betroffen sind, sollten Führungskräfte das Phänomen ernst nehmen, auch wenn es medizinisch nicht als Krankheit gilt.
Ursachen: Warum tritt das „Post Holiday Syndrom“ auf?
Warum fühlt man sich nach dem Urlaub so komisch? Der Hauptgrund liegt im harten Kontrast zwischen Urlaubsmodus und Arbeitsalltag. Während im Urlaub Stresshormone heruntergefahren werden und der Körper in Entspannung schaltet, wirken Meetings, volle Postfächer und enge Deadlines nach der Rückkehr besonders belastend.
Eine Umfrage zeigt: Fast 9 von 10 Arbeitnehmern empfinden Unbehagen bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz nach einer Erholungsphase. Zu den häufigsten Auslösern für dieses Gefühl gehören:
Das Zurückfinden in die tägliche Routine.
Das Aufholen von Arbeitsrückständen.
Der Berg an ungelesenen E-Mails und Nachrichten.

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„Post Holiday Syndrom“ erkennen: Symptome und Dauer
Wer den ersten Arbeitstag nach dem Urlaub erlebt hat und sich plötzlich erschöpfter fühlt als vor der Abreise, kennt die typischen Anzeichen. Auch wenn es keinen offiziellen Symptomkatalog gibt, treten bestimmte Muster immer wieder auf.
Typische Symptome des „Post Holiday Syndrom“
Da es sich beim „Post Holiday Syndrom“ nicht um eine anerkannte Krankheit handelt, gibt es keine medizinisch definierte Diagnose. Trotzdem lassen sich klare Anzeichen beobachten, die vielen Betroffenen gemeinsam sind:
Schlafstörungen und unruhige Nächte
Müdigkeit, Trägheit und Energielosigkeit
Konzentrationsprobleme
Antriebs- und Interessenlosigkeit
Gereiztheit oder schlechte Laune
Im Extremfall kann sich das Stimmungstief sogar zu einer Post-Urlaub-Depression entwickeln, die mit sehr negativen Gedanken verbunden ist. Auch können Menschen, die bereits vor dem Urlaub depressiv waren, nach dem Urlaub ihre Depression verstärkter wahrnehmen. Beides ist aber deutlich seltener als das klassische „Post Holiday Syndrom“.
Wie lange dauert das „Post Holiday Syndrom“?
Die Dauer ist unterschiedlich. Im Durchschnitt bleiben die positiven Effekte eines Urlaubs aber lediglich drei bis vier Wochen erhalten – die meisten sind sogar schon nach einer Woche wieder verpufft.
Eine YouGov-Umfrage bestätigt das: 6 von 10 Befragten gaben an, dass die Erholung aus dem Sommerurlaub nur etwa eine Woche anhält. Danach ist der Akku schon wieder leer.
Tipp: Entscheidend ist dabei weniger die Länge des Urlaubs, sondern seine Qualität. Mehrere kürzere Auszeiten von 4 bis 10 Tagen können oft nachhaltiger wirken als ein einziger, langer Jahresurlaub.
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6 einfache Tipps gegen das „Post Holiday Syndrom“ für Führungskräfte
Die ersten Arbeitstage nach einem Urlaub entscheiden darüber, wie schnell Mitarbeiter wieder in den Flow kommen oder ob das Stimmungstief nach dem Urlaub hängen bleibt. Mit ein paar einfachen Maßnahmen können Führungskräfte sie darin unterstützten.
Sanften Einstieg ermöglichen
Motivieren Sie Ihr Team grundsätzlich für einen langsamen Urlaubsein- und -ausstieg: Zum Beispiel indem man nicht am ersten Urlaubstag schon in den Flieger steigt und nach der Rückkehr noch einen Ruhetag zuhause einplant. Das hilft gegen das „Post Holiday Syndrom“.
Als Führungskraft können Sie weiterhin dabei unterstützen, indem sie keine großen Strategiemeetings in die Tage vor oder nach dem Urlaub setzen und in der ersten Arbeitswoche Raum und Zeit für eine entspannte Rückkehr lassen.
Echtes Interesse am Urlaub zeigen
Echtes Interesse am Urlaub zu zeigen, wird häufig unterschätzt. Dabei ist das für viele Mitarbeiter wichtig und fördert den positiven Wiedereinstieg.
Fragen Sie im ersten gemeinsamen Meeting einfach mal nach! „Wie war dein Urlaub?“, „Was hast du erlebt?“, „Hattest du eine schöne Zeit?“ – so geben Sie ihren Teammitglieder das Gefühl, dass sie Ihnen wichtig sind. Denn wir alle kennen es: Ein Urlaub ist ein sehr schönes, individuelles Erlebnis, das wir am liebsten mit anderen teilen wollen.
Re-Onboarding in 30 Minuten
Nach ein oder zwei Wochen Abwesenheit ist der Wiedereinstieg oft chaotisch – und das wiederum erhöht die Wahrscheinlichkeit für das „Post-Holiday-Syndrom“.
Als Führungskraft können Sie dem entgegenwirken, indem Sie ein kurzes 1:1 oder Team-Update in 30 Minuten einplanen, am frühen Mittag des ersten Arbeitstages. Hier klären sie nur die wichtigsten Punkte:
„Wie war dein Urlaub?“ (Nicht vergessen!)
„Was hat sich während deiner Abwesenheit verändert?“ -> Nur ein grober Überblick, der nicht überfordert.
„Welche Themen haben jetzt Priorität?“ -> Formulieren Sie gemeinsam die Top-3-Prioritäten der ersten Tage.
„Welche Aufgaben können wir streichen oder verschieben?“ -> Nach dem Urlaub ist der Tisch meist randvoll; unterstützen Sie dabei, den Aufgabenstapel zu reduzieren.
„Was brauchst du heute, um gut reinzukommen?“ -> Ruhe? Mehr Updates? Sozialer Austausch? Jeder Mitarbeiter ist individuell und wünscht sich etwas anderes von der Führungskraft.

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Tageslicht und soziale Bindungen nutzen
Gerade im September, wenn die Tage kürzer werden, wirkt Tageslicht wie Medizin gegen das „Post Holiday Syndrom“. Das kommt in den Herbst- und Wintermonaten viel zu kurz und drückt auf die Stimmung – gerade, wenn Ihre Mitarbeiter vor zwei Tagen im Urlaub noch die pralle Sonne in sich aufsogen. Auch sozialer Austausch hilft dabei, die Motivation höher zu halten.
Unterstützen Sie Ihre Mitarbeiter dabei durch kleine Rituale:
Walk-&-Talks am Vormittag – ab an die frische Luft und den Austausch nach draußen verlagern.
Gemeinsames Mittagessen – der richtige Rahmen für schöne Gespräche und gute Laune.
Coffee-Catchups – sich eine Tasse Kaffee oder Tee schnappen und einfach mal quatschen, am besten vor einem großen Fenster oder auf dem Balkon.
All das lässt sich auch remote umsetzen! Per Telefonat beim Spaziergang oder digitalem Kaffeeplausch.
Gefühle offen normalisieren
Sprechen Sie das Thema offen an: „Die erste Woche nach dem Urlaub fühlt sich für viele komisch an – das ist normal.“
Es ist erstaunlich, wie viel Verständnis für die Gefühle Ihre Mitarbeiter verändern kann. Auf diese Weise nehmen Sie den Druck raus und geben Ihrem Team die Sicherheit, dass volle Leistung nicht sofort erwartet wird.
Tipp: 3 Must-Haves für den ersten Tag nach dem Urlaub
Der erste Tag nach dem Urlaub Ihres Mitarbeiters steht an? Dann sollten Sie diese 3 Dinge auf keinen Fall vergessen:
Herzliche Begrüßung im Team- oder Slack-Channel
Eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Entwicklungen
Motivation durch die Botschaft: „Du musst nicht sofort wieder 100 % geben.“
Das Wichtigste in Kürze
Das „Post Holiday Syndrom“ ist keine Krankheit, aber ein weit verbreitetes Stimmungstief nach dem Urlaub.
Die Symptome reichen von Müdigkeit und Konzentrationsproblemen bis hin zu Gereiztheit und im Extremfall zu depressiven Verstimmungen.
Die Erholung nach dem Urlaub hält meist nur wenige Wochen an. Ein Grund, warum mehrere kurze Auszeiten sinnvoller sein können als ein langer Urlaub.
Führungskräfte können ihre Mitarbeiter unterstützen, z. B. durch einen langsamen Start, ein kurzes Re-Onboarding, soziale Rituale und offene Kommunikation.